Eric von Sepsyz Art zeichnet gern düstere Motive. Im Interview spricht er über seine Faszination für Schwarz/Weiß-Bilder und den Rückhalt in der Berliner DIY-Szene.
Seit wann bist du als Sepsyz Art unterwegs und was verbirgt sich hinter dem Namen?
Eric: Den Namen Sepsyz verbreite ich seit 2013. Davor habe ich keinen großen Wert auf einen Künstlernamen gelegt, da durch meinen Freundeskreis immer mal wieder Anfragen für ein Shirt-Design oder Flyer kamen. Mir ist erst ziemlich spät aufgefallen, dass es praktisch wäre, um auch von anderen Personen Aufträge zu bekommen und irgendwo als Ersteller erwähnt zu werden.
So ist dann mein erstes Alias „Trendcutter“ entstanden. Das war zu der Zeit, als es bei uns cool, war „Emos“ aufzuziehen. Ich wollte ein wenig provozieren, indem ich das massenhafte Aufritzen der Arme innerhalb einer Szene auf die Schippe nehme. Trendritzen eben – und in Englisch ist eh alles viel besser, also Trendcutter.
Den Namen habe ich dann später an die Band Placenta abgetreten, die ihn zu einem Songtitel gemacht haben. Ein neuer Name musste her und warum nicht gleich etwas, das meine Kunst widerspiegelt. Sepsyz ist einfach nur Sepsis, also Fäulnis oder Blutvergiftung, stilistisch verändert, um den Wiedererkennungswert zu steigern. Ich finde, dass eine Blutvergiftung ziemlich passend ist, um meinen Stil zu beschreiben, da ich überwiegend Schwarz verwende und die Arbeiten allgemein eine sehr düstere Stimmung erzeugen. Eben etwas, das erst auf den zweiten Blick eine gewisse Ästhetik beinhaltet.
Deine Illustrationen stellen häufig Motive aus der Popkultur, der Streetart oder Frauenkörper dar. Was verbindest du mit diesen Elementen? Und wie wählst du ein Motiv für eine Band/ein Album aus?
Eric: Ja stimmt, die meisten Motive sind Frauen. Ich kann nicht genau erklären, warum. Ich glaube, ich sehe in Frauen sehr viel Ästhetik und Schönheit, die ich gern auf meine Art und Weise festhalten oder darstellen möchte. Ich versuche mich auch immer wieder in neuen Variationen und Stilen. So kann es passieren, dass ein Motiv zum Streetartprojekt wird. Das habe ich aber leider bisher nicht intensiv genug umsetzen können.
Die Motive entstehen meist in Absprache mit Bands bzw. Auftraggebern. Jeder hat da so seine Vorstellungen, wenn er sich bei mir meldet (meistens). Ich versuche dann noch meinen Senf dazuzugeben und das bestmögliche Ergebnis anzufertigen. Manchmal haben auch meine Freunde Geistesblitze, die tolle und kreative Ideen hervorbringen. Die werden natürlich dankend angenommen.
Wenn ich für mich selbst etwas zeichne, denke ich meist nicht viel über ein Motiv nach, bevor ich den Stift ansetze. Das ist dann meine Entspannungstherapie.
Warum gestaltest du hauptsächlich in Schwarz/Weiß?
Eric: Hm, warum Schwarz/Weiß? Gute Frage… Ich finde Schwarz/Weiß beschränkt sich auf das Wesentliche, die Kernaussage eines Bildes. Quasi, die elementarste Darstellung von dem, was man zeigen möchte – ähnlich wie bei Schwarz/Weiß-Fotos. UND ich mag es, die Arbeiten einfach und plakativ zu halten. Das bietet sich vor allem beim Siebdruck an. Ich mag Farben und ich freue mich auch über viele bunte Sachen, aber das überlasse ich denen, die es besser können.
Was schätzt du an der Berliner Metal/DIY-Szene?
Eric: Es ist schon fast wahnsinnig, wie sehr sich die „bösen“ Metaller unter die Arme greifen und gegenseitig supporten. Sei es eine Veranstaltung zu booken, Equipment zu stellen, in einer anderen Band aushelfen oder Artworks abzugeben. Das meiste davon sogar nonprofit, siehe z. B. Swamp Conspiracy.
Findest du, dass Künstler, Grafiker bzw. Illustratoren in der Berliner Untergrund-Szene genug Wertschätzung erfahren?
Eric: Ich denke, im Großen und Ganzen kann sich kein Künstler im Underground beschweren. Klar gibt es mal Situationen, in denen man sich mit einem Freundespreis zufrieden geben muss. Im Gegenzug bekommt man aber auch das herzlichste Feedback, das man sich vorstellen kann.
Es gibt viele Künstler in Berlin, die nach meiner Kenntnis sehr geschätzt werden. Vielleicht auch sogar die, die ich nicht unbedingt als Künstler bezeichnen würde…
Für welche Band oder Institution (Record Label, Veranstalter, Club etc.) würdest du gerne mal etwas umsetzen?
Eric: Ich würde gern einmal etwas für Deathwish Inc. machen oder eine Band, die dort unter Vertrag ist.
Ich habe vor Kurzem auch mit Paul Seidel von „The Ocean“ geredet und ihm angeboten, ein Design für die Band zu gestalten und er klang sehr zuversichtlich. Vielleicht gibt es also irgendwann ein Shirt von mir in deren Sortiment. Ansonsten ist sowieso jede Anfrage eine Ehrung für mich.
Dein persönliches Lieblingsmotiv von dir?
Eric: Wenn ich eines favorisieren müsste, wäre es der Engel mit Harfenflügeln.
Ich weiß nicht genau, warum. Vielleicht, weil sich jeder eine eigene Geschichte zu dem Bild zusammenreimen kann und mir fallen auch immer wieder andere Stories dazu ein. Auf jeden Fall ist es meiner Meinung nach ein starkes Motiv: Der flugunfähige Engel, der keine wirkliche Verwendung für die Flügel/Harfe auf dem Rücken hat. Sie kann nur von jemand anderem gespielt werden.
Eine Bedeutung darf und soll sich jeder selbst ausdenken.
Was ist deine Lieblingskneipe oder –club in Berlin?
Eric:
Kneipe: Ich schätze, ich darf nur Paule‘s Metal Eck und das Rockz nennen, weil dort Freunde von mir arbeiten /gearbeitet haben.
Club: Ich gehe gern zu Konzerten, die im Cassiopeia oder im Lido stattfinden. Da fühle ich mich besonders wohl. Allerdings arrangiere ich mich auch gern mit anderen Locations.
Welches ist deine aktuelle Lieblingsband aus Berlin?
Eric: Die Berliner Band, die ich am meisten höre, ist Sonic Booze Machine. Sehr zu empfehlen! Welche Bands ich auch sehr empfehle sind Jehacktet (Death/Grind), Under The Sunrise (Hardcore) und DinoSound (Rock).
Und zum Schluss noch meine Band Khyler. Ende des Jahres werden wir in die Öffentlichkeit getreten sein.
Kannst du ein cooles Projekt empfehlen, von dem alle gehört haben sollten?
Eric: Also jeder sollte einmal bei Róbert A Borbás alias Grindesign und Richey Beckett reinschauen,
bei Love Sex Machine reinhören,
das Suplex Magazine lesen,
das Berlin Swamp Fest besuchen
und natürlich mindestens eines meiner Werke in der Wohnung haben.
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Damit ist wohl alles gesagt! Vielen Dank für das angenehme und unkomplizierte Interview!
Alle Infos zu Sepsyz Art findet ihr hier:
https://www.facebook.com/sepsyz
Bilder: ©Sepsyz Art