Swamp Conspiracy – Support the Underground

Ein Gespräch mit Marian und Phil von der Swamp Conspiracy, den Machern hinter zahlreichen DIY-Konzerten in Berlin und dem Swamp Fest.

Was ist die Swamp Conspiracy? Was steckt dahinter?

Phil: Die Swamp Conspiracy ist dem Problem entsprungen, dass die Metal-Szene in Berlin sehr verschieden ist. Jeder versucht, sein eigenes Ding zu machen. Als Marian und ich uns kennenlernten, dachten wir uns, das geht auch anders! Wir wollten, dass sich die Leute auf Konzerten und Festivals treffen können. Außerdem sollten Veranstalter, Künstler und auch Fotografen mal wieder etwas Gemeinsames haben, wo es um Musik geht.

Marian: Was wir in den letzten Jahren beobachtet haben war, dass die Leute sich verstärkt danach orientierten, mit welcher Band sie wie viel Geld machen können. Da fehlte der gewisse Support in der eigenen Underground-Szene. Man zählt sich zu dieser Szene dazu, ohne sie selbst zu unterstützen.

Im ersten Jahr haben wir versucht, möglichst viel zu machen. Dabei mussten wir feststellen, dass man sich dabei doch auch nach anderen Leuten orientieren muss. Indem man einen bekannteren Headliner auswählt, hat man die Möglichkeit, zwei lokale Acts zu supporten. So können wir zeigen, hier gibt es etwas Neues, Leute. Hört euch das mal an!

Foto: Swamp Conspiracy/ Laura Vanselow

Das macht ihr jetzt seit ungefähr einem Jahr?

Phil: Wir machen das sogar fast seit zwei Jahren.

Marian: Es gab eine relativ lange Vorbereitungsphase. Es war bei uns vordergründig die Prämisse, nicht gewinnorientiert zu arbeiten, sondern mit Leuten zusammenarbeiten, die das in ihrer Freizeit machen wollen. So kann man den Underground in all seinen Facetten gut darstellen, ohne die Bands abzuziehen. Das war der Hauptgrund, warum ich das machen wollte: Ich spiele in einer Band und habe es oft genug selbst erlebt. Bei uns sollen die Bands mindestens das Geld bekommen, was sie an dem Abend ausgeben müssen – am besten noch mit einem Plus.

Was sind das für Menschen, die in der Swamp Conspiracy mitmachen? Du hast gesagt, du bist in einer Band. Was habt ihr noch für Leute dabei?

Phil: Ganz verschiedene Menschen. Es sind Fotografen dabei, Studenten, teilweise auch Arbeitslose. Wir haben Barkeeper, Konzertveranstalter, Elektrotechniker, Partyveranstalter und Grafiker. Also Leute, die bereits selbst etwas entwickelt haben, auch gerne mehr in der Szene machen würden, die dabei aber auf Grenzen treffen, um legal weiterzumachen.

Marian: Es fehlt oft einfach die grundlegende Basis, um auf legalem Wege Veranstaltungen zu machen. Deshalb haben wir versucht, das aufzufangen und haben uns als Körperschaft gegründet. So zum Beispiel bei der Pissing in the Mainstream-Party, die es bereits vor uns gab und einer der ausschlaggebenden Gründe für uns war, auch etwas zu machen. Wir haben uns mit ihnen zusammengeschlossen und die PITM-Party ist mittlerweile Teil der Swamp Conspiracy. Ein weiterer Teil ist DUSTOWN, die bei uns eher die Stoner-Rock-Ecke abdecken. Genauso helfen wir auch den Leuten vom Berlin Death Metal Verein aus. Dann stehen wir bei ihrem Festival an der Theke und schenken den Besuchern das Bier aus. Dafür wollen wir auch kein Geld, denn wir sind alle eine Szene! Wir wollen uns gegenseitig helfen!

Habt ihr dabei schon eine Entwicklung bemerkt? Habt ihr Feedback bekommen?

Phil: Definitiv. Das Feedback ist gigantisch. Die Menschen fragen ständig nach. Wir haben auch internationale Nachfragen vom Feinsten, von Bands und Veranstaltern gleichermaßen. Wir können teilweise gar nicht mehr antworten. Aber es macht immer noch Spaß und wir sind immer noch mit voller Leidenschaft dabei.

Marian: Das Problem bei der Sache ist leider, dass die Menschen teilweise glauben, dass wir eine professionelle Bookerstube sind. Dann müssen wir den Leuten erklären, dass wir das nur nebenbei machen. Wir haben uns in diesem Jahr entschlossen, keine Konzerte mehr zu machen, nur um Bands unterzukriegen. Damit sind wir im letzten Jahr schon ein oder zwei Mal ein bisschen auf den Hintern gefallen, weil die Resonanz an diesem Abend nicht so stark war. Mittlerweile denken wir noch mehr darüber nach, wie wir den Abend organisieren können. Das heißt, wir müssen schon in langer Voraussicht planen und sind an weitere Kooperationen gebunden. Zum Beispiel haben wir in diesem Jahr eine Kooperation mit dem Eastend, ein Jugendhaus. Sie sind an uns herangetreten, ob wir nicht mit ihnen zusammen eine Veranstaltung machen wollen. Da haben wir natürlich nicht Nein gesagt.

Hat Berlin als Stadt und mit dieser Szene eurer Meinung nach etwas Besonderes?

Marian: Eine besondere Eigenschaft Berlins ist die komplette „Übersäuerung“. Es ist ein Überangebot vorhanden, sodass die eigene Veranstaltung etwas Besonderes bieten muss. Diese Szene ist aber nicht unendlich groß. Wenn ich auf ein Stoner-Konzert gehe, sehe ich teilweise dieselben Leute, die ich auf einem Sludge-Konzert sehe und wenn ich auf ein Sludge-Konzert gehe, sehe ich die gleichen Leute, die zum Death Metal-Konzert gehen. Die Leute haben nicht unendlich Geld, um die Szene adäquat zu unterstützen. Mittlerweile geht es deshalb nicht mehr um Quantität, sondern um Qualität. Die Bands sind zwar teilweise unbekannt, liefern aber eine so hohe Qualität der Musik ab, dass man das Publikum überzeugen muss, sich doch auch diese No-Name-Band anzuhören.

Phil: Das schafft man in der Szene, indem man sich als Swamp Conspiracy gemeinsam mit anderen Veranstaltern koordiniert. Durch die Swamp Conspiracy haben wir die Hoffnung, dass verstärkt eine Absprache stattfindet. Mittlerweile funktioniert es ganz gut.

Foto: Swamp Conspiracy/ Laura Vanselow

Was wäre denn euer Traum? Wo soll es mit euch hingehen?

Marian: Mein Traum wäre es, dass sich mehr Leute dazu berufen fühlen, etwas für die Gemeinschaft zu machen und es sich vielleicht sogar zur Hauptaufgabe machen, sich der Swamp Conspiracy anzunehmen. Wir sind eine Genossenschaft, dabei kann jeder mitmischen. An dem Punkt, an dem wir gerade sind, arbeiten wir hauptsächlich für plus minus Null. Dabei steckt sich niemand etwas in die Tasche. Wir wollen aber eine Basis schaffen für Leute, die sich dazu berufen fühlen, das Ganze weiter voranzubringen. Ich habe es bisher immer in einem freizeitlichen Kontext gesehen und werde es wohl auch wahrscheinlich weiter so sehen, aber wenn jemand ankommt, der es gerne umkrempeln möchte und alle sind dafür, dann kann diese Person gerne loslegen.

Was wären die Möglichkeiten? Würdest du es auch überregional aufziehen wollen oder würdest du einen Club haben wollen?

Marian: Natürlich wäre es für die Swamp Conspiracy optimal, wenn wir einen eigenen Club hätten, indem wir Konzerte machen können. Dann könnten auch andere Menschen auf uns zukommen. Die Frage ist natürlich, in welchem Rahmen man das realisieren kann.

Phil: Für mich wäre es nicht unbedingt ein Club, das wäre nicht das Swamp-Ding. Das erstreckt sich eher über die ganze Stadt, damit alle daran teilhaben. Dass man Veranstaltungen miteinander verknüpft und sich vernetzt und miteinander arbeitet und nicht gegeneinander. Man kann wirklich feststellen, dass wir in dieser Stadt einfach ein Defizit an Clubs haben. Die machen alle zu. Das ist ein ganz großes Problem. Oder sie haben die Order, dass sie keine Konzerte machen dürfen. Dahingehend wäre ein eigener Swamp-Treff zwar sinnvoll, aber den können wir nicht leisten, denn das wäre nicht mehr mit Freizeit verbunden.

Marian: Von daher, falls sich jemand dazu berufen fühlt, kann er gerne kommen.

Jetzt kommen zum Abschluss noch kurze Fragen: Was ist aktuell euer Lieblingsclub in Berlin?

Beide einstimmig: Klause.

Gibt es für euch aktuelle Lieblingsbands aus Berlin? Band, die ihr gerade erst entdeckt habt, oder vielleicht Wiederentdeckungen.

Marian: Eine Band aus Berlin, die mich gerade richtig flasht, ist These Hands Conspire. Es ist zwar auch die Band meines Schlagzeugers, aber die haut mich gut weg. Dann würde ich sagen, dass Sick Eater gut nach vorne gehen. Ich könnte jetzt die ganze Proberaum-Posse aufzählen.

Phil: Für mich sind Voltron immer noch eine der Größten. Es ist echt ärgerlich, dass der Sänger jetzt in Teneriffa ist. Aber vielleicht klappt es mit dem Swamp Fest, ich überzeuge ihn gerade. (lacht.) Mal gucken, er ist ein sehr guter Freund von mir.

Einen Lieblingskünstler? Ihr habt ja viel mit Leuten zu tun, die Layout, Flyer oder CD-Cover entwickeln.

Marian: Thundergoat und Sepsyz Art.

Phil: Sepsyz Art stimme ich voll und ganz zu.

Foto: Swamp Conspiracy/ Laura Vanselow

Ich danke euch für das Interview!


Die nächsten Konzerte der Swamp Conspiracy:

27.05.15 – Blockheads + Cancer Clan, Cortina Bob

19.06.15 – Solitude Fest: Sonic Booze Machine, Henry Fonda, Ancst, Ära Krâ + Implore, Eastend Berlin

Weitere Infos zu den Jungs und Mädels findet ihr unter http://www.swampconspiracy.com/ oder https://www.facebook.com/swamp.conspiracy.

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