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White Dwarf – Enjoy your flight

Das Zuhause des White Dwarf Webshops ist ein eigener kleiner Kosmos: Mitten in Friedrichshain, in einer Einzimmerwohnung im Altbau, stapeln sich die Platten bis unter die Decke. Es ist dunkel, psychedelische Musik dudelt leise im Hintergrund und es riecht süßlich. Willkommen bei Olaf, dem Herrn der Platten.

 

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Olaf, hattest du bereits früher ein Faible für Platten?

Olaf: (zeigt auf ein Regal hinter ihm und lacht.) „Die Platten, die du hier siehst, sind tatsächlich alte Funk-, Soul- und Hip-Hop-Platten. Ein befreundeter DJ und ich trafen uns früher gerne bei Pinky Records in der Rheinstraße und haben viel durchgehört und auch gekauft. Später habe ich gemerkt, dass ich auch Rock mag – ich fand Metallica und Nirvana cool. Ich habe quasi gleichzeitig das Genre und das Medium gewechselt. Deswegen habe ich privat noch eine große CD-Sammlung.“

Wann kam der Wechsel hin zu der Musik, die du heute hörst und vertreibst?

Olaf: „Das war eine Stahlwerk-Sendung über Man’s Ruin Records. Die hatten große Bands wie Fu Manchu, Los Natas oder die Queens of the Stone Age unter Vertrag. Diese Sendung hat mich ziemlich angefixt.“

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©Gina Gone

Kann man deiner Meinung nach bereits am Cover einer Platte erkennen, ob sie gut ist?

Olaf: „Nein, das kann man definitiv nicht. Ein gutes Cover macht natürlich eine Menge aus. Das Auge kauft schließlich mit. Aber es gab schon einige Releases, bei denen ich mich über das Artwork gewundert habe, wo aber der Inhalt gut war.“

Den White Dwarf Webshop gibt es seit fünf Jahren?

Olaf: „Genau, zuvor hatte ich bereits bei einem anderen Label den Webshop betreut. Das war für das Samavayo-Label Setalight Records. Nach einiger Zeit wollte ich dann meinen eigenen Shop aufmachen, der vielleicht – ich würde sagen – weniger mainstreamig ist.“

Was wolltest du ändern?

Olaf: „Ich habe den Setalight Records-Shop nach meinen Ideen bestückt. Irgendwann haben Andreas und ich gemerkt, dass wir mit unseren Vorstellungen, von dem, was veröffentlicht werden soll, in unterschiedliche Richtungen gehen. Wir sind aber weiterhin Freunde.

Zuerst habe ich also den White Dwarf Webshop hochgezogen. Im Hinterkopf hatte ich immer die Idee ein Label aufzumachen, um kleinere Bands aus dem 70s- und Psychedelic-Bereich zu veröffentlichen. Seit 2014 habe ich den Webshop etwas zurückgefahren und konzentriere mich mehr auf das Label.“

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©Gina Gone

Warum „White Dwarf“? Ich verbinde damit ein kosmisches Phänomen.

Olaf: „Auch, aber mich hat der Song ‚White Dwarf‘ von Zoroaster und das dazugehörige Video so geflasht, dass ich meinen Shop so nennen wollte.“ (lacht.)

 

Wie wählst du die Bands für dein Label aus?

Olaf: „Zuerst brauchst du eine große Portion Liebe für diese Musik. Ich bin mit vollem Herzen Teil dieser Szene. Das treibt mich an.

Bei mir muss immer Musik laufen. Ich höre entweder Songs über Bandcamp oder Downtuned Radio, ein Webradio. Davon lasse ich mich den ganzen Tag volldudeln. Wenn mir die Bands im Gedächtnis bleiben und ich ihre Sachen immer wieder mal hervorhole und mir anhöre, schreibe ich sie einfach irgendwann an. Dadurch, dass man viel draußen ist, lernt man nach und nach auf Konzerten oder Festivals die Menschen kennen. Oder Bands treten an mich heran und wollen gerne mit mir zusammenarbeiten. Über eine Person lernt man die nächste kennen. So geht es ganz automatisch immer weiter und man vernetzt sich.“

Was hast du als Nächstes vor?

Olaf: „Mein Fokus liegt zwar aktuell auf dem Label, aber auch beim Webshop soll es weitergehen. Hier will ich mich voll auf Vinyl-Releases konzentrieren. Zu Anfang konnte man bei mir LPs und CDs kaufen.

Im Label arbeite ich aktuell an einem Vinyl-Release von The Machine – Shadow of the machine. Den nächsten Künstler, mit dem ich gerne etwas umsetzen möchte, habe ich auch schon in der Planung. Es erfordert manchmal etwas mehr Anlaufzeit, bis ich das nötige Geld zusammen habe. Aber ich habe einige Sachen auf dem Schirm.“ (lacht.)

Kannst du mir deine Veröffentlichungen konkret beschreiben? Gibt es weitere Merkmale außer „Psychedelic“?

Olaf: „Ich beschränke mich nicht regional oder so – eher im Gegenteil. Holy Mount kommen zum Beispiel aus Kanada und Megaritual aus Australien. Bei solchen Sachen muss ich natürlich auf die richtige Promotion achten. Ich stehe zwar auch auf Garage/Fuzz-Sachen und es gab schon die eine oder andere Doom/Post Rock/Noise-Band, bei der ich aufgehorcht habe. Aber das passt dann nicht so richtig zu White Dwarf. Der Fokus liegt aktuell wirklich nur auf Psychedelic.“

Wie kommt man auf die verrückte Idee, so etwas alleine zu machen?

Olaf: „Man arbeitet auch mit anderen Leuten bzw. Labeln zusammen, um Veröffentlichungen realisieren zu können. So ist es zum Beispiel für die kommende Platte vom The Machine. Da arbeite ich mit World in Sound zusammen.“

©Gina Gone

White Dwarf Mailorder (Ausschnitt)| ©Gina Gone

Wie viele Konzerte oder Festivals besuchst du im Jahr?

Olaf: „Ich würde gerne viel mehr Konzerte besuchen, als du glaubst. Das erlaubt der Geldbeutel aber nicht. Also ich würde schätzen, dass es so an die 30-40 Konzerte im Jahr sind. Ich gehe gerne ins Tiefgrund und zu kleineren Sachen, wo es schön und gemütlich ist. Die größeren Sachen, die im Astra und ähnlichen Locations spielen, interessieren mich weniger. Es ist schon lange, lange her, dass ich auf einem Konzert in der Größenordnung war.“

Welche Band hat dich im letzten Jahr überrascht?

Olaf: „Es gab eine Band, die mir im Jahr 2015 zweimal über den Weg gelaufen ist, die ich super fand – Villagers of Ioannina City. Ich mag Bands, die auf irgendeine Weise innovativ sind. Diese Band hat eine Klarinette und einen Dudelsack auf der Bühne. Damit interpretieren sie klassischen, griechischen, mehrstimmigen Gesang als Stoner-Rock. Was sie daraus machen, ist einfach klasse! Sie sind in Griechenland bereits eine feste Größe, hier kennt sie noch kaum einer.“

Kannst du das Gleiche über ein Album aus der letzten Zeit sagen?

Olaf: „ Ja, das Album von Kungens män – Förnekaren. Das ist krautiger Space Rock, den ich zuletzt auch in den Shop aufgenommen habe. Da schwebt man so richtig schön mit.“


Die Quickies:

Berliner Lieblingsclub:

Olaf: „Definitiv das Tiefgrund. Die Location ist gemütlich, man trifft viele, nette Leute und das Bier ist günstig.“ (lacht.)

Lieblingsbands aus Berlin:

Olaf:Samsara Blues Experiment ist ein All-time Favorite. Sie sind eine der Speerspitzen des Space Blues. Dann gibt’s noch andere gute Bands, wie Tschaika oder Neume. Pyrior fallen mir spontan auch ein.“

 

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©Gina Gone

Gibt es deiner Meinung nach eine Berliner Szene, vor allem im Stoner-/Psychedelic-Bereich? Was zeichnet sie aus?

Olaf: „Es gibt auf jeden Fall eine Szene, die ich allerdings nicht nur auf das Stoner-Genre beschränken würde. Der gesamte Rockbereich trifft hier meiner Meinung nach zu. Ich finde auch, dass Stoner Rock gar nicht mehr so aktuell ist. Es gibt immer mehr 70s-Hard-Rock-Bands. Darauf hat sich die Szene ein Stück weit eingestellt.

Die Leute treffen sich aber durch die verschiedenen Genres hinweg auf Konzerten – ganz gleich, ob Hard Rock, Stoner, Doom oder Psychedelic. Die Szene wirkt flexibel, was das angeht. Äußerliche Merkmale fallen mir dabei nicht besonders auf. Für mich ist die Person entscheidend. Was uns verbindet, ist die Liebe zur Musik. Wir sind vielleicht kritischer als manch andere Szene – ich habe den Eindruck, viele Akteure kennen sich einfach sehr gut aus. Aber wenn wir was gut finden, feiern wir das richtig ab!“

 

Vielen Dank für das Interview!


White Dwarf Webshop: http://www.whitedwarfrock.com/de/index

White Dwarf Facebook: https://www.facebook.com/pages/White-Dwarf/200914153278149

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