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GLÖNN – FREAKY

Glönn ist Künstler durch und durch. Der Cottbusser schränkt sich nicht bei der Materialwahl ein, aber seine Mini-Monster sind immer eindeutig wiederzuerkennen. Beim fünften Berlin Swamp Fest könnt ihr sehen, was ich meine.

Glönn, hast du oft Albträume?

Glönn: „Die Frage ist neben ‚Welche Drogen nimmst du?‘ und ‚Wie lange brauchst du für ein Bild?‘ ganz oben in der Rangliste der mir meistgestellten Fragen.

Nein, ganz im Gegenteil, wenn ich mich an meine Träume erinnere, dann bin ich meist sehr froh darüber. Unglaublich, was für Szenerien das Hirn da aus dem Ärmel schütteln kann. Monster kommen in meinen Träumen leider nie vor.“

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Voyör6 (Holz) | ©Glönn

War das vielleicht so, als du Kind warst?

Glönn: „Nicht, dass ich wüsste. Ich glaube, ich war eher im wachen Zustand ein Angsthase.“

Wieso sind die Kreaturen deiner Kunst häufig kleine, scharfzahnige Monster?

Glönn: „Weil es zu viele Menschen gibt, deren Zähne so stumpf sind, dass sie nur vorgekaute Meinungen verdauen können. Dann doch lieber scharfzahnige Monster.

Zum einen wegen meiner Zuneigung zu und Faszination für das Abnormale und Irreale. Zum anderen ist man beim Zeichnen von Monstern befreit, von vielerlei Konventionen. Ich versuche nicht irgendetwas nachzumalen, was es schon gibt. Vielmehr liegt für mich der Reiz der Kunst darin, etwas Neues und Ungesehenes zu erzeugen und dabei möglichst ohne Vorgaben und Regeln vorzugehen.“

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Rowdy | ©Glönn

Du arbeitest gern mit knalligen Neon-Farben, aber deine Motive sind eher „morbide“. Würdest du dich als fröhlichen Künstler bezeichnen oder eher als etwas zynisch?

Glönn: „Ich neige eher zu Ironie und Zynismus. Ich spiele gerne mit dem Kontrast zwischen knalligen Farben und eher finsteren Gestalten. Alles, was in der Welt leuchtet und funkelt, hat doch meist eine unschöne düstere Hintergrundgeschichte.“

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Zahn | ©Glönn

Wie entsteht neue Kunst bei dir?

Glönn: „Einen festgefahrenen Algorithmus habe ich nicht. Teilweise entstehen Bilder recht spontan aus Farbklecksen, in denen ich Gesichter und Kreaturen sehe, welche ich hier und da mit ein paar Gliedmaßen ausstatte.

Dann gibt es aber auch Arbeiten, bei denen ich fast länger an der Planung als an der Umsetzung sitze. Vor allem bei Auftragsarbeiten, wie z. B. Artworks für Bands ist das der Fall. Erstmal mache ich etliche Skizzen, bis ich mich entscheiden kann, in welche Richtung es gehen soll. Sobald dann alles ungefähr festgelegt ist, werfe ich im Prozess dann doch wieder einiges über den Haufen und ändere ständig Sachen ab.

Ich arbeite lieber ungeplant, da ich den Prozess des Improvisierens mehr mag. Das geht bloß leider, vor allem bei Aufträgen und illustrativen Arbeiten, nicht immer.“

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Eenhorn | ©Glönn

Beschreibe mir bitte kurz deinen Arbeitsplatz.

Glönn: „Ich teile mir mit meinem Bandkomplizen Vincent (Fotograf: Vollvincent) seit etwas mehr als zwi Jahren einen Arbeitsraum – teils Büro, teils Atelier –, den wir ‚Der Büro‘ getauft haben. Meistens arbeite ich dort aber nachts allein. Dieser Raum ist hinter einem Backstage eines Cottbuser Clubs versteckt. Auf relativ kleinem Raum geht es hier meist recht chaotisch zu. Hier liegen eine Handvoll unfertiger Bilder neben dem PC-Bildschirm, dort ein halbfertig gefrästes Acrylbild, der Stoff für die nächste nächtliche Siebdruckaktion liegt schon bereit und zwischendrin alles Mögliche, was man eigentlich gar nicht zum Malen braucht. Mein Schreibtisch ist meist so überfüllt, dass ich trotz seiner Größe oft Schwierigkeiten habe, Platz zum Arbeiten zu finden.“

Mit welchem Medium arbeitest du dabei am liebsten? Du scheinst ja sehr experimentierfreudig zu sein, was Formen und Materialien angeht.

Glönn: „Das ändert sich ständig. Mal ist es einfach nur schwarze Tinte, mal müssen Neonfarben herhalten. Ganz vorne mit dabei ist Aquarell.

Ich liebe es, mich in den wässrigen Farbverläufen zu verlieren. Da lege ich mich nicht fest und probiere tatsächlich immer wieder gerne neue Sachen aus. Momentan experimentiere ich z. B. gern mit Licht, um den Bildern eine weitere Ebene hinzuzufügen.

Als Maluntergrund nutze ich auch alles, was ich in die Finger bekomme. Von Minileinwänden, über Holzscheiben, Kassetten und Disketten bis hin zur Wand wird alles vollgemalt. Wobei ich das Gefühl habe, dass sich Holz momentan als favorisierter Malgrund herauskristallisiert. Aber das ändert sich bestimmt wieder.“

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©Glönn

Deine Kunst sieht sehr professionell aus. Bist du Autodidakt, hast du eine Ausbildung im Grafik-Bereich oder arbeitest du vielleicht sogar hauptberuflich als Künstler?

Glönn: „ No rules, no masters! Dass meine Arbeit professionell für dich aussieht, macht mich auf jeden Fall schon mal sehr glücklich. Ich habe mir eigentlich alles selbst beigebracht.

Sobald ich einen Stift in der Hand hatte wurde, drauflos gekritzelt, was das Zeug hält. Da ich z. B. beim Beschmieren von Blockrändern und Tischen damals im Unterricht nicht viel als Vorlage hatte, musste meine Fantasie herhalten, um mich mit neuen Motiven zu versorgen. Mittlerweile arbeite ich neben meinem Studium selbstständig als freischaffender Künstler und Illustrator und betreibe meinen eigenen Online-Shop. Ich will damit nicht reich werden, aber wenn ich allein mit der Kunst irgendwann über die Runden kommen würde, wäre das schon ein Traum.“

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Spider | ©Glönn

Was war bisher deine aufregendste Arbeit?

Glönn: „ Das aufregendste und künstlerisch umfangreichste Projekt, an dem ich gearbeitet habe, ist ein noch unveröffentlichtes Musikvideo für unsere Band Verderver. Viel Arbeit und viel Zeit steckt dort drin. Momentan ist es kurz vor der Fertigstellung. Es ist verrückt zu sehen, wie aus wochenlanger Arbeit ein paar wahnsinnige Minuten werden.

Es wird noch eine Weile dauern, bis es veröffentlicht wird. Deshalb werde ich noch nichts zum Inhalt verraten!“

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Kartoffelsquare freifreifrei sqwuare | ©Glönn

Worauf können wir uns beim Berlin Swamp Fest 2018 von dir freuen?

Glönn: „Ganz genau habe ich noch nicht geplant, was ich präsentieren werde. Möglicherweise könnten Monster im Spiel sein. Und ich denke, Licht wird eine Rolle spielen.“

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Mask on stone | ©Glönn

Kannst du mir noch deine drei Lieblingssachen verraten:

Glönn: „Skizzenbuch, Gitarre, Bier!“

Haha, ich meinte eher: Lieblings-Club/Bar/Location in deiner Region?

Glönn: „Muggefug oder spontane WG-Partys.“

Lieblings-Band aus deiner Region?

Glönn: „Puh, es ist schwierig, sich da auf jemanden festzulegen, da es so viele gute Bands und Musiker in verschiedenen Genres gibt. Arroganz sind im Bereich Metal natürlich ganz vorn mit dabei, auch wenn sie nun nicht mehr, wie ursprünglich, von Cottbus aus agieren. Offside knallen schöne Hardcore-Bretter hin. Käptn Blauschimmel geht live und auf Platte nach vorne, wenn’s mal Punk sein darf. Obwohl ich sonst eher hip-hop-avers unterwegs bin, zieht mich Mr Pinc mit seinen tiefgründigen und nahezu philosophischen Rhymes öfter in seinen Bann. Elektronisch ist Kelle der Pionier von vertrackten Beats und Sounds. Einfach abgefahren! Und für gute Chillout-Akustikmusik sorgen Oaked. Die Liste könnte ich noch eine Weile weiterführen. In Lieblingssachen von irgendwas festlegen war ich noch nie gut, wie soll das auch gehen, wenn es soooo viele krasse Sachen gibt.“

Lieblingsgalerie?

Glönn: „Ich glaube eine Lieblingsgalerie habe ich gar nicht, zumindest fällt mir spontan keine ein. Ich mag Kunstaktionen und Veranstaltungen, die temporär und an kunstuntypischen Orten stattfinden, wie z. B. die Living Room Gallery oder die Millerntor Gallery, genauso wie die Ausstellung zum Berlin Swamp Fest.“


Glönns Shop: https://www.gloenn.com/

Glönns Facebook-Seite: https://www.facebook.com/gloennart/

Gallery & Art Sale at Berlin Swamp Fest 2018: https://www.facebook.com/events/255187478402405/

Titelbild: ©Glönn

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