Glaubt ihr, dass Berlin als Szene derartige Projekte und Produkte fördert? Oder ist es Zufall, dass ihr das gerade hier macht?
Bone: „Ich glaube schon, dass die Berliner Musikszene viel in den Splatter/Horror/Trash-Gefilden unterwegs ist. Zumindest die Menschen, die ich so kenne.“
Olli: „Dadurch, dass Berlin ein riesiger Zuzugsmagnet ist, gibt es tausende Bands, die hier entstehen. Man kennt viele Bands persönlich. Der kleine Kreis aus Freunden und Bekannten wächst kontinuierlich. Man teilt eine Menge Erlebnisse miteinander. Soffocazzo findet mittendrin statt.“
Bone: „Bei Konzerten integrieren wir unsere Filme oder zeigen Mash-ups auf Leinwänden. Es gibt auf jeden Fall ein beidseitiges Interesse.“
Olli: „Ich fänd’s cool, wenn es einen harten Kern gäbe, der ähnlich wie die New Yorker Lower East Side, für eine bestimmte Art im Punk, Grind & Metal stünde. Gemeinsam kann man einfach viel mehr gegen diesen ganzen Mainstream von Universal etc. erreichen! Dieser ganze Hype bewirkt leider immer, dass coole Dinge, die entstehen, vom Mainstream aufgegriffen und kaputt gemacht werden.“
Ist Soffocazzo diese Art des gemeinsamen Lebensgefühls, die du beschreibst?
Olli: „Ich arbeite seit knapp einem Jahr mit Bone an dieser Filmidee. Uns verbindet dabei eine Art des ‚Non-PC‘. Wir sind für die Provokation in der Kunst und gegen jegliche Art der Kastration und der Zensur. Man wird auf Konzerten ständig mit Politik konfrontiert. Bei Soffocazzo nehmen wir uns die Freiheit, das nicht zu tun. Wir finden toll, was andere vielleicht scheiße finden! Und mit irgendeiner Form des politischen Radikalismus, egal ob links oder rechts, wollen wir nichts zu tun haben!
Die Kunst ist für uns Mittel zur Freiheit. Wir machen ein Video über das, was uns gerade einfällt. Damit tun wir keinem weh. Für mich ist es die wahre Anarchie! Wenn wir in unseren Videos etwas zerstören, zerstören wir alles: Alles, was dir auf der Welt vorschreiben will, was du zu tun und zu lassen hast. Ein transmedialer Amoklauf – wir scheißen auf alles und jeden und vor allen Dingen auf uns selbst! (Beide lachen.)“
Bone: „Du musst wissen: Wenn du dich auf Soffocazzo einlässt, verändert sich nicht Soffocazzo. Soffocazzo verändert dich!“
Für wen habt ihr bisher Musikvideos gemacht?
Bone: „Jehacktet, Reactory, Postmortem, VAyL– Die meisten Videos haben wir im vorletzten Jahr gedreht. 2014 haben wir Vollgas gegeben und gemerkt, dass es zu viel war. Also kann man sagen, 2014 haben wir ausgeatmet, 2015 Jahr atmeten wir ein und 2016 atmen wir wieder aus.“
Sehr schöne Metapher! Wie wollt ihr den Film verbreiten, wenn er fertig ist?
Bone: „Natürlich kann man Facebook, Vimeo und YouTube nutzen, aber auch so geile Sachen, wie das Berlin Swamp Fest. Dort dürfen wir – neben den ganzen fetten Bands – die Leute jedes Jahr im Kino mit einer exquisiten Auswahl an Kurzfilmen bespaßen. Das ist für mich die perfekte Symbiose aus Musik und Film. Außerdem werden wir ihn auf alle möglichen Independent Film Festivals schicken. Teratrom z. B. lief in den USA, UK, Deutschland, Südafrika und Costa Rica.“
Am Ende die Quickies: Berliner Lieblingsband:
Bone: „Ich finde Jehacktet richtig geil! Wenn die spielen, ist das immer der übelste Abriss! Kyffpack und Potwhale (früher: The Potwhale Project) sind cool. Indian Nightmare sind fett. Avverkad ist der letzte Rotz. (lacht.)“
Olli: „Ich habe keine Lieblingsband – generell nicht. Ich steh auf Feast. (lacht.) Hexenhammer waren die letzte Band, die mich beeindruckt haben. G.A.U. finde ich ganz gut, die könnten mehr Delay haben.“
Lieblingsclub oder -bar in Berlin:
Beide: „Supamolly!“
Lieblingskino in Berlin:
Bone: „B-Ware Ladenkino und tatsächlich Cinestar am Potsdamer Platz. Dort ist immer das Fantasy Filmfest. Ich finde es zwar schade, dass es dort ist, kann es aber nachvollziehen. An diesen ein bis zwei Tagen im Jahr gehe ich dort hin. Ansonsten würde ich den Potsdamer Platz immer meiden.“
Olli: „Das Kino Eiszeit in Kreuzberg. Da kann man drinnen rauchen.“
Letzte Frage: Gibt es einen Menschen, mit dem ihr gerne einmal zusammenarbeiten würdet?
Olli: „Schlingensief! Irgendwann im Jenseits.“
Bone: „Ich würde gerne einmal was mit Jörg Buttgereit oder Andreas Marshall zusammen machen.“
Olli: „Was macht Uli Edel eigentlich? “(lacht.)
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